ATP Monte Carlo: Zverev erkämpft sich das Halbfinale

ATP Monte Carlo: Zverev erkämpft sich das Halbfinale
Monte Carlo Country Club. Foto von Thierry Ilansades.

Emotionen pur: Alexander Zverev steht nach 3:07 Stunden Spielzeit im Halbfinale von Monte Carlo. Die deutsche Nummer 1 setzt sich gegen Jannik Sinner mit 5:7, 6:3, 7:6 (7:5) durch und beeindruckt die Tenniswelt mit einer fantastischen Aufholjagd. Sein nächster Gegner wird jedoch alles daransetzen, die Siegesserie des deutschen Tennisprofis zu unterbrechen.


Das Match startet mit einem Rücksetzer

Für Zverev sah es zunächst gut aus, nach 3 schwierigen Spielen schafft der Olympiasieger das belohnende Break zur 3:1-Führung im ersten Satz. Bei Sinner schleichen sich Fehler in das Aufschlagspiel, eine Chance die sich Sascha mit einem starken Retournspiel nicht entgehen lässt. Zverev kann das Break bestätigen und zeigt mit seinem wuchtigen Aufschlag, wo die Qualitäten des Hamburgers liegen. Beim Stand von 4:2 verliert Zverev plötzlich den Fokus, durch 2 unnötige Fehler kommt Sinner wieder ins Spiel und erkämpft sich das Break zum 4:3. Beim Stand von 5:5 kann sich Sinner nach einem harten Kampf durchsetzen und profitiert von einem Doppelfehler des deutschen Profis. Der junge Italiener ist nun zum ersten Mal in Führung und serviert zum Satzgewinn. Zverev scheint etwas von der Rolle zu sein und weiß keine Antwort auf die präzisen Aufschläge des Weltranglisten 12. Zwar wirkt der Deutsche im ersten Satz dominanter, muss sich aber trotzdem mit einem 5:7 zunächst geschlagen geben.


Die Aufholjagd beginnt

Zverev scheint sich zunächst wieder im Griff zu haben, das Match verläuft bis zum 1:1 normal und ohne große Schwierigkeiten. Doch dann wackelt die deutsche Nummer 1 wieder und kassiert das Break zum 1:2. Doch die Nerven scheinen auch beim Italiener blank zu liegen, Zverev profitiert von einem Doppelfehler und schafft das Rebreak zum 2:2. Nach einer Behandlungspause von Sinner wirkt der deutsche Tennisspieler viel aggressiver und spielt mit mehr Risiko. Zverev sichert sich den 2. Durchgang mit 6:3 und marschiert mit viel Selbstvertrauen in den 3. Satz.


Das Duell geht jetzt erst so richtig los

Wer auf ein beruhigendes Tennisspiel im 3. Satz gehofft hat, sollte sich warm anziehen. Die beiden Tourprofis schenken sich nichts und Sinner beeindruckt durch eine herausragende Laufleistung. Der junge Italiener schafft es gerade so, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und verhindert das frühe Break für Zverev. Beim Stand von 1:1 eskaliert das Match komplett, die Intensität der Ballwechsel nimmt zu und beide Spieler kämpfen um die Führung. Nach einem Break von Zverev antwortet Sinner wiederum mit einem Rebreak. Das Spiel scheint den beiden Kontrahenten zu gefallen, denn ein Break jagt das nächste. Zverev und Sinner verlieren bei den Aufschlagspielen zunehmend die Kontrolle, doch beide erkämpfen sich immer wieder die Bälle und erstaunen das Publikum mit sensationellem Konterspiel. Beim Stand von 5:3 für Zverev scheint das Spiel gelaufen zu sein, doch Sinner ist noch lange nicht geschlagen. Die unerzwungenen Fehler häufen sich bei der deutschen Nummer 1, während Sinner seinen Emotionen freien Lauf lässt. Der Kampfgeist des italienischen Jungtalents wird mit einem Break zum 5:5 belohnt. Beide Spieler schaffen ihre Aufschlagspiele und nach einem 6:6 folgt die logische Konsequenz: Ein alles entscheidender Tiebreak.


Hafen von Monte Carlo. Foto von Miguel Mendez.

Ein unfassbares Finale

Wer mit einer solchen Spannung nicht umgehen kann, sollte in so einem Moment vielleicht umschalten. Der Tiebrek ist nichts für schwache Nerven, beide Spieler wirken sichtlich mitgenommen von der langen Partie. Es ist ein ewiges hin und her, das Tennismatch erreicht seinen absoluten Höhepunkt und beim Stand von 5:5 unterläuft dem Italiener ein fataler Fehler: Der Ball segelt mit zu viel Druck auf der rechten Ecke ins Aus, Zverev bekommt seinen Matchball. Nach einer kurzen Rallye steht der Sieger fest: Zverev kann sein druckvolles Grundlinienspiel durchbringen und gewinnt den Tiebreak mit 7:5. Im Halbfinale wartet nun ein formidabler Gegner und ewiger Rivale auf Zverev: Stefanos Tsitsipas. Der Grieche setzte sich gegen den Argentinier Diego Schwartzman mit 6:2, 6:7 (7:3), 6:4 durch. Tsitsipas schaffte das Unfassbare: Der Grieche drehte das Match nach einem 0:4 Rückstand mit 6 gewonnenen Spielen hintereinander.


Prematch Analyse: Zverev gegen Tsitsipas

Zverev und Tsitsipas trafen bisher in 9 Begegnungen aufeinander, 6 davon konnte der Grieche für sich entscheiden. Zuletzt schlug Zverev den Weltranglisten 5. bei dem ATP Masters 1000 Turnier in Cincinnati in 3 Sätzen. Die Statistik spricht deutlich für Tsitsipas, allerdings hat das Viertefinale gegen Schwartzman den Griechen viel Kraft gekostet und es bleibt fraglich ob Tsitsipas sich bis zum Halbfinale vollständig erholen kann. Da Zverev auf das Doppel mit seinem besten Kumpel Marcelo Melo verzichten musste, bleibt dem Deutschen etwas mehr Zeit für die Regeneration. Weiterhin wirkte Zverev trotz des dreistündigen Kraftakts gegen Sinner etwas frischer als der Grieche. Im morgigen Duell wird sich zeigen, wer die meisten Kräfte für den Finaleinzug mobilisieren kann. Die Partie ist am Samstag (16.4.22) um 15:30 Uhr auf dem Court Rainier III angesetzt, wir erhoffen uns ein spannendes Duell zwischen zwei Weltklasseathleten.