Der König verlässt das Spielfeld
Roger Federer verkündet das Ende seiner Karriere, seine Erfolge krönen ihn zu einem der talentiertesten Tennisspieler der Geschichte.
Helden kommen und gehen, aber Legenden sind für immer. Roger Federer verkündete in einer emotionalen Botschaft das Ende seiner Profikarriere und hinterlässt der Tenniswelt ein beeindruckendes Erbe. Der Maestro motivierte junge Spielerinnen und Spieler auf der ganzen Welt und ist für viele ein großes Vorbild. Nicht nur als Athlet auf dem Platz, sondern auch als Mensch konnte Federer andere inspirieren und nach Höherem streben lassen.
Eine Lücke, die niemand füllen kann
15 Monate ist es her, dass Roger Federer zuletzt auf der ATP-Tour aufgetreten ist. Der Schweizer arbeitete nach seiner schweren Knieverletzung hart, um sein Comeback in die Tat umzusetzen. Doch nach mehreren Rückschlägen musste sich auch Federer eingestehen, dass seine Zeit gekommen war. Über die Jahre erschien es fast so, als ob Federer eine Art Unsterblichkeit erlangt hätte, die ihn bis zum Ende seiner Tage auf dem legendären Rasen in Wimbledon über jede noch so große Hürde führen würde. Dieses Gefühl zeigt, wie Roger Federer während seiner erstaunlichen Karriere die Massen begeistert und inspiriert hat. Zusammen mit seinen ewigen Rivalen Rafael Nadal und Novak Djokovic erschuf Federer eine unübertroffene Dreifaltigkeit, die es so noch nie gegeben hat und wahrscheinlich auch nie wieder geben wird. Dass drei so geniale Talente zur gleichen Zeit auf der Erde wandeln, ist ein Wunder, welches die Tenniswelt um jeden Preis schützen will. Doch auch diese Ära geht nun langsam zu Ende und Federer hatte mit seiner Botschaft die Courage, als Erster auf seinen angeschlagenen Körper zu hören.
Wie sich Federer immer wieder übertroffen hat
Spiel, Satz und Sieg Federer. Wie oft durfte sich der Schweizer diesen Satz in einem Finalspiel schon anhören? Genau 103 ATP-Titel konnte sich Federer in seiner Karriere ergattern, nur Jimmy Connors aus den USA erkämpfte sich 6 Titel mehr. Zwischenzeitlich hoffte wohl so manch ein Federer-Fan, dass auch dieser Fabel-Rekord vom Maestro noch eingeholt wird. Doch spätestens nach dem Wimbledon Viertelfinale 2020 gegen Hubert Hurkacz musste sich die Fangemeinde eingestehen, dass Jimmy Connors seinen Rekord noch weiter halten würde.
Auch ein Blick auf das Abschneiden bei Grand-Slam Turnieren, der Königsdisziplin im Tennis, offenbart Beeindruckendes. Der Maestro erlangte insgesamt 20 Grand-Slam-Titel, bei den US-Open gewann Federer sogar 5 Mal hintereinander (2004-2008). Federer hält zudem den Rekord für die meisten aufeinanderfolgenden Wochen (237) als Nummer 1 der Weltrangliste. Mit seinem ATP-Titel in Stuttgart im Jahr 2018 wurde Roger Federer mit 36 Jahren die älteste Nummer 1 der Tennisgeschichte, im selben Jahr erkämpfte sich der Schweizer 4 ATP-Titel (inklusive der Australien Open).
Ein Ausnahmesportler auf und neben dem Tennisplatz
Es lässt sich nicht in Worte fassen was für Emotionen wir Roger Federer verdanken. Die unzähligen Male, die Wiederholungen von Matches betrachtet wurden, das legendäre Finale der Australian Open gegen Rafael Nadal 2017. Die nervenzerreißende Achterbahnfahrt nach dem gewonnenen Wimbledon Halbfinale 2019 gegen Rafael Nadal und dem anschließend undenkbar knapp verlorenen Finale gegen Novak Djokovic. Noch heute kommt bei vielen, auch bei den Autoren der Spiel.Tennis-Redaktion, ein sehr beklemmendes Gefühl auf wenn man sich gedanklich zum Stand von 8:7 im fünften Satz dieses Matches zurück bewegt. Matchball Federer, Vorhand Angriffsball und das Vorrücken zum Netz. Alles schien perfekt zu sein, eine Vorhand, die der Maestro nicht ins Aus spielen kann, Grand-Slam Titel Nummer 21 vor den Augen, Siegerehrung und das Gefühl dass all der Druck von einem abfällt. Doch die Vorhand verfehlte das Spielfeld und Novak Djokovic holte sich anschließend den Titel im Tiebreak.
Doch auch mit seiner vielleicht bittersten Niederlage wusste Federer umzugehen. Er fand freundliche und versöhnliche Worte für seinen Kontrahenten, für die enttäuschten Fans und wusste sich stilvoll von der Londoner Tennis Bühne zu verabschieden. In solchen Momenten zeigt sich, was für ein Vorbild Roger Federer für jeden Athleten sein sollte.
Noch einmal stürmt, noch einmal, liebe Freunde!
Die Lücke, die das Fehlen eines aktiven Roger Federer in die Herzen der Tennis Fans reißen wird, lässt sich wohl aktuell für niemanden ganz greifen. Die letzten 15 Monate haben sicher schon dazu beigetragen, sich eine ATP-Tour ohne den Maestro vorzustellen. Doch ein gewisses Maß an Hoffnung auf das große Comeback zog sich weltweit durch die Wohnzimmer der verschiedenen Länder, in denen Roger Federer mit seiner genialen Spielweise zu beeindrucken wusste.
Genießen wir nun beim Laver Cup seinen letzten Auftritt auf dem Tennisplatz in einem Abschiedsspiel, das schöner nicht sein kann. Die Duell-Geschichte mit Rafael Nadal ist eine der größten Rivalitäten der Sportgeschichte. Doch das Besondere daran ist, dass die beiden Spieler abseits des Platzes eine enge Freundschaft aufgebaut haben. Zusammen mit seinem engen Freund und Rivalen wird Roger Federer nun noch ein letztes Mal die Tennis Welt mit seiner Magie und Leichtigkeit verzücken.
Ob heute Abend ein "richtiges" Match zu Stande kommen wird ist fraglich. Es wäre keinem der Spieler zu verdenken, wenn er von den Emotionen gepackt wird und das Doppel zu einem Spektakel mutiert. Doch wenn jemand beim Laver Cup ein Match gewinnen will, dann verlässt man sich auf die geballte Kraft eines Schweizer Magiers und eines spanischen Matadors.
Wir sollten jede Sekunde dieses Matches aufsaugen und genießen.